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Trauer um Paul Pflanz | © JOCHENREICHWEIN
Aktuelles – 21.11.2023

Trauer um Paul Pflanz

Der langjährige Schlagzeuger des Kurorchesters ist im Alter von 97 Jahren verstorben
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#badhomburg

Bad Homburg. Eine Kurstadt-Legende hat seine Drumsticks endgültig abgelegt. Mit großem Bedauern haben die Kur- und Kongreß-GmbH und der Magistrat der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe auf den Tod von Paul Pflanz reagiert. Der 97-Jährige war bis zu seinem Tod (!) am vergangenen Wochenende als Schlagzeuger aktives Mitglied des Bad Homburger Kurorchesters.

 

„Paul Pflanz war nicht nur integraler Bestandteil unseres Kurorchesters, sondern auch ein absoluter Sympathieträger“, sagt Kurdirektor Holger Reuter. Oberbürgermeister Alexander Hetjes ergänzt: „Er war ein Urgestein unseres Orchesters; wir werden ihn sehr vermissen.“

 

Paul Pflanz, der Mann am Schlagzeug im Kurorchester von Bad Homburg, war definitiv integraler Bestandteil der musikalischen Szene der Stadt. Mit seinen coolen Beats und seinem Talent hat er den Kurkonzerten stets eine ganz besondere Note verliehen.

 

Jeder, der mal ein Kurkonzert besucht hat, weiß, wie sehr Paul Pflanz mit seiner Musik und seinem Spirit für Stimmung gesorgt hat. „Sein Rhythmusgefühl war umwerfend und er hat es geschafft, die Leute regelrecht in seinen Bann zu ziehen“, sagt Kurdirektor Reuter, der häufiger mal an der Konzertmuschel im Kurpark vorbeigeschaut hat, „einfach nur, um die Atmosphäre zu schnuppern“.

 

Der gebürtige Düsseldorfer, der seit 1978 in Bad Homburg lebte, konnte auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Der Sohn eines Stehgeigers und einer Balletteuse, studierte am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf Schlagzeug, konnte aber auch mit Akkordeon und Geige umgehen. In russischer Kriegsgefangenschaft spielte er im Lagerorchester, nach Kriegsende bereiste er als Berufsmusiker die ganze Welt (unter anderem mit Paul Kuhn). Er trat in Jazz-Clubs, in Tanzkapellen und auf Kreuzfahrtschiffen auf.

 

Ob Walzer, Operette, Oldies oder Popmusik und Rock – Paul Pflanz beherrschte jedes Genre und hatte vor allem alle Kompositionen im Kopf. „Ich kann 1500 Stücke auswendig“, hat er einmal in einem Zeitungsinterview gesagt. Darauf war der ansonsten so bescheidene Schlagzeuger stolz. Ebenso auf seine Auftritte mit einigen Größen des Showgeschäfts. Mit Vico Torriani und Romano Mussolini, der Sohn des italienischen Faschistenführers war ein bekannter Jazz-Pianist, ist er ebenso aufgetreten wie mit seinem Idol, dem Saxofonisten Stan Getz. Der Schauspielerin Sophia Loren und dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon ist er auf seinen Reisen ebenfalls begegnet.   

 

Sein Tod hinterlässt eine große Lücke im Kurorchester und in den Herzen derjenigen, die seine Musik geliebt haben. Die Art und Weise, wie er die Leute mit seiner Musik berührt hat, sollte als Inspiration für zukünftige Musiker dienen.

 

Reuter: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir ihn und seine Musik erleben durften.“ Paul Pflanz habe definitiv seine Spuren in Bad Homburg hinterlassen. Oberbürgermeister Hetjes ist überzeugt, dass seine Qualitäten jetzt andernorts gebraucht werden: „Ich stelle mir vor, dass Paul jetzt gemeinsam mit Charlie Watts und Buddy Rich im Himmelsorchester an den Drums sitzt. So long, mein Freund“